Kyok-pa: Der Bruchtest

 
Wir haben verschiedene Disziplinen des Taekwondo kennen gelernt. Ein weiterer Teil dieser koreanischen Kampfkunst ist der Bruchtest, im koreanischen "Kyokpa" genannt. Der Bruchtest stellt nicht den Sinn und Zweck des Zerstörens dar! Er lässt den Taekwondoin die erlernte Technik auf ihre Wirksamkeit prüfen und damit seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Den Bruchtest setzt ein gewisser Grad an technischer Perfektion, geistiger und seelischer Kraft und Schnelligkeit im Taekwondo voraus. Die Kraft des Geistes und des Willens findet seinen Ursprung im Do, der Philosophie des Taekwondo. Das Zerbrechen unüberwindlicher Materie erfordert höchste Konzentration und Harmonie von physischer und psychischer Leistungsfähigkeit.
 
Der Kyokpa wird oft für Demonstrationszwecke benutzt, um das Publikum zu begeistern. Hier werden Pyramiden und Blockaden errichtet, um den Bruchtest attraktiv zu gestalten. Zerbrochen werden Holzbretter, Ziegel- und Kieselsteine unterschiedlicher Härte. Es gibt verschiedene Bruchtestarten: Der Masse- und Geschwindigkeitsbruchtest.

Immer wieder, wenn Kampfkünste bei Vorführungen vorgestellt werden, darf der Bruchtest nicht fehlen. Immer dickere Materialien, immer höhere Schwierigkeitsgerade… Bei nicht fachkundigen entsteht mithin der Eindruck, der Bruchtest sei Hauptbestandteil der Kampfkünste und es würde den ganzen Tag nichts anderes getan, als Körperteile anzuhärten und auf Bretter zu schlagen. Dem ist natürlich nicht so! Der Kyokpa ist nur ein kleiner Teil des Ganzen und gehört nicht zur normalen Trainingsinhalten, obwohl er bei Prüfungen abgefragt und bei Vorführungen gerne gezeigt wird. Er dient dem Übenden als Indikator für die Stufe seiner geistigen und körperlichen Entwicklung.
 
Die wichtigsten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Bruchtest:
 
Körperlich
Kraft Die Fähigkeit, eine Masse zu bewegen, einen Widerstand zu überwinden oder ihm durch Muskeleinsatz entgegenzuwirken.
Schnelligkeit Die Fähigkeit, Bewegungen mit hoher Geschwindigkeit auszuführen.
Koordination Die Fähigkeit, schwierige Bewegungsabläufe zu verstehen und umzusetzen, sowie schnell, den Anforderungen der Situation entsprechend zu verändern. Körperbeherrschung und Präzision.
Beweglichkeit Die Fähigkeit, Bewegungen mit großer Schwingungsbreite der Gelenke auszuführen.
 
Geistig
Geistig Konzentrationsfähigkeit, Mut, Wille, Selbstdisziplin, Selbstvertrauen, Zielstrebigkeit, Entschlossenheit, Imaginationsfähigkeit.
 
Beim Bruchtest unterscheidet man grundsätzlich in drei Arten:
 
Standardbruchtest
Beim "Standardbruchtest" wird die Technik auf ein Brett mit einer dem Gürtelgrad entsprechenden Dicke ausgeführt, wo bei dieses an mindestens zwei Seiten von einem oder mehreren Personen festgehalten wird. Dieser Bruchtest wird bereits von Schülern (ab 6. Kup/Grün-Gürtel) bei Prüfungen abgefragt und erfordert ein ausgewogenes Verhältnis der o.g. Voraussetzungen.
 
Massebruchtest
Beim "Massebruchtest" ist ein enormer Kraftaufwand erforderlich, der hauptsächlich durch die Körpermasse zustande kommt. Hier werden mehrere Bretter, Steine, etc aufeinander gelegt oder besonders dickes Material gewählt, das unbedingt sicher und stabil aufgelegt oder gehalten werden muß, damit es nicht nachgeben kann und bei ausreichender Krafteinwirkung bricht.
Da bei diesen Bruchtests viel Masse bewegt wird, kann vergleichsweise keine hohe Geschwindigkeit erreicht werden. Die Einbeziehung des ganzen Körpers in der Technik ist daher besonders wichtig. Bruchtests auf geschichtete Materialien werden übrigens deutlich erleichtert, wenn zwischen jeder Schicht Abstandhalter eingelegt werden. Auf diese Weise überträgt z. B. ein gebrochenes Brett den Impuls auf das nächste usw., was einer Art Kettenreaktion gleichkommt. Ein enormer Schwierigkeitsgrad ist aber dennoch möglich, durch hohe Stückzahl oder härteres Material.
Massebruchtests erfordern langjährige Erfahrung und hohes Maß an können. In Prüfungen werden sie in der Regel nur bei höheren Meistergraden verlangt.
 
Geschwindigkeitsbruchtest
Beim "Geschwindigkeitsbruchtest" wird das Material mit nur einer Hand an der Unterseite gehalten, einfach aufgestellt, an einem Faden aufgehängt oder frei in die Luft geworfen (höchste Schwierigkeitsstufe). Da es wie jeder Körper bestrebt ist, den Zustand beizubehalten, in dem es sich gerade befindet (Trägheit), kann es brechen, wenn die Belastung durch den Impuls so plötzlich auftritt, daß es sich nicht schnell genug zurück bewegen kann.
Bei einer langsamen Technik würde das Material ungebrochen zurückweichen. Es ist daher wichtig, durch den Einsatz von verhältnismäßig wenig Körpermasse, die Körperwaffe stark zu beschleunigen und eine extrem hohe Geschwindigkeit zu erreichen. Auch dieser Bruchtest erfordert langjährige Erfahrung und hohes Maß an können.